+++ SILBER IN RIO 2016 +++
Stephanie Grebe holte die Silbermedaille bei den paralympischen Spielen in Rio 2016!
Herzlichen Glückwunsch nochmal, Steffi! Das war eine ganz große Leistung!
Die Vorbereitung
Gemeinsam haben wir bereits Monate vorher begonnen, uns 2-3 mal die Woche akribisch auf dein große Ziel – die erste Medaille bei Paralympischen Spielen – intensiv und zielorientert vorzubereiten. Jede Gegnerin wurde einzelnd genau in zahlreichen Videoanalysen studiert, die technischen, taktischen und spielerischen Stärken und Schwächen notiert und offen gelegt. Neben einer Wettkampftaktik für jede Spielerin, sollte nichts dem Zufall überlassen werden und im Training wurden gezielt verschiedene Kombinationen gegen die individuellen Schwächen der verschiedenen Spielsysteme einstudiert. Steffi sollte auf ihrem Weg kein Hindernis im Weg stehen, seien es lange Noppen, unangenehm zu spielende zweite Bälle, eine starkes aktives Spielsystem der Gegnerin oder ein ihrerseits zu passiver Rückschlag auf zu stark wirkende Aufschläge. Das Ziel war ganz klar: Den Gegnerinnen die eigenen Stärken spielerisch aufzuwingen und so aus dem Aufschlag und Rückschlagspiel rauszukommen, dass Steffi ihre Stärken bestmöglich einsetzen konnte, immer dabei beachtend, gegen wen sie da gerade spielen würde und mit welchen Platzierungen, Schnittvariationen und Tempo ihre Gegnerin Probleme hat.
Die Topfavoritin
Nur die besten dürfen bei den paralympischen Spielen starten und gerade die Ukrainerinnen waren vorab stark einzuschätzen. Allerdings war vorab klar: wenn man Gold will, muss man Sandra Paovic besiegen. Die kroatische Tischtennisspielerin hatte einen schweren und lebensgefährlichen Verkehrsunfall 2009. Allerdings war sie auch vorher schon Nationalspielerin, nahm an Weltmeisterschaften teil und spielte in der deutschen Tischtennis Bundesliga.
Der harte Weg ins Finale der Paralympics
In der Gruppenphase traf Steffi auf die Polin Marszal – die gut war, aber Steffi einfach besser und mit guten Aufschlägen und Rückschlägen clever platzierte Topspins einsetzte und es am Ende 3:1 Grebe hieß.
Der erste Brocken kam – Maryna Lytovchenko.
Die Ukrainerin, die sich später übrigens Bronze sicherte, ist schwer zu spielen. Ein taktisches Vorgehen gegen sie, wie gegen so viele, besteht darin kurz bei ihr in Vorhand aufzuschlagen, um dann tief in die Rückhand den nächsten Ball aggressiv zu spielen – egal ob mit der langen Noppe oder mit dem Vorhand-Topspin. Aufgrund der Einschränkungen im Behindertensport ist Platzierung und Spieltaktik noch wichtiger. Wenn man dem
Gegner bzw. der Gegnerin „in den Schläger“ spielt, kommen meistens auf dem Niveau sehr gute Bälle zurück. Variiert man hingegen beim Aufschlag mit beispielsweise kurz parallelen Aufschlägen oder lang auf Wechselpunkt und nutzt die ganze Breite des Tischtennistisches aus, hindert das Handicap hier meistens die Spielerin daran, einen guten Rückschlag zu spielen.
Zurück zum Spiel
Steffi spielte extrem gut und setzte vieles der Spiel perfekt um, sodass sie am Ende mit dem 3:1 Erfolg gegen Lytovchenko ein Ausrufezeichen setze. Gruppensiegern! Jetzt ging es gegen die Zweitplatzierte aus der anderen Gruppe.
Das Halbfinale
Jetzt wartete die nächste bärenstarke Ukrainerin auf Stephanie Grebe. Antonia Khodzynska hatte es in der Gruppe doch fast tatsächlich geschafft, Sandra Paovic zu besiegen! Hauchdünn verlor sie 2:3 gegen die Frau, die seit 4 Jahren kein Spiel mehr verloren hatte. Ging da doch was mit einem Halbfinale-Sieg und der Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro? Doch erstmal hieß es am Zuckerhut nicht träumen, sondern das Halbfinale gegen eine Gegnerin zu spielen, bei der die Chancen vermutlich 50:50 waren. Ich war allerdings sehr zuversichtlich, hatten wir uns doch gerade auf die harten Brocken Stunde um Stunde ziemlich detailversessen vorbereitet. Ich sah Steffi 60:40 vorne.
Steffi schickte mir vor dem Spiel noch eine Nachricht und ich habe die ganze Zeit so mitgefiebert, weil ich ihr eine Medaille so sehr gewünscht habe. Das Spiel war hochklassig und wirklich auf Messers Schneide. Steffi behielt die Nerven und gewann ganz knapp im fünften Satz das Halbfinale – unfassbar!
Die Medaille sicher – Finale bei dem prestigeträchtigsten Turnier der Welt und damit ein Erfolg, der einem niemand mehr nehmen kann. Da die Nummern 2-6 der Weltrangliste sehr dicht beieinander liegen, ist mindestens Silber natürlich eine Riesenerfolg. Doch es ging ja jetzt noch um Gold.
Das Finale der Paralympischen Sommerspiele 2016
Stephanie Grebe vs. Sandra Paovic
Die Nummer 5 der Welt gegen die Nummer 1.
Leider war die Weltklasseform vom Vortag aus dem Halbfinale nicht mehr da und das Finale war leider schneller vorbei als erwartet. Ein klares 3:0 für Paovic stand auf der Anzeigetafel und der Traum von Gold war damit dahin. Sehr schade, aber um Paovic zu besiegen, muss Steffi einfach einen perfekten Tag erwischen. Nichtsdestotrotz ist Silber in Rio ein Erfolg, auf den Steffi sehr, sehr stolz sein kann. Da hat sich doch die harte Arbeit im Training und die Lehrgänge mit der Nationalmannschaft um den Bundestrainer Volker Ziegler mehr als gelohnt.
Persönliches Fazit über die Silbermedaille von Stephanie Grebe
Ich freue mich immer noch sehr darüber, dass du am Ende dein großes Ziel erreichen konntest und strahlend mit der Silbermedaille auf dem Treppchen standest. Für mich war es eine interessante Herausforderung und mich freut es unheimlich, dass ich dich als Trainer auf dem Weg zur Silbermedaille begleiten durfte. Jetzt heißt es, sich gemeinsam gut auf die anstehende Europameisterschaft vorzubereiten. Aber egal, was bei den Euros passiert, die Silbermedaille in Rio kann die keiner mehr nehmen.
Chapeau, Steffi!
Simon