Wer in den letzten Wochen aufmerksam die internationale Tischtennisszene verfolgt hat, wird an seinem Namen nicht vorbeigekommen sein. Die Rede ist hier von dem jungen Taiwanesen Lin Yun-Ju. Weshalb genau dieser nun in aller Munde ist, möchte ich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt anführen. Zuerst soll geklärt werden, woher der „stille Krieger“ überhaupt kommt und wie er es dorthin geschafft hat, wo er heute steht: Auf die Titelseite der ITTF.

Der Ursprung

Lin Yun-Ju wurde schon sehr früh in Taiwan entdeckt. Sein damaliger Trainer Chuo Dong-I war bereits Coach des Grundschulteams und wurde schnell auf ihn aufmerksam. Schon zu jenem Zeitpunkt seien ihm der „Touch“ und das Kontrollvermögen des Tempos des jungen Taiwanesen aufgefallen. Folgerichtig war demnach der Schritt, dass Chuo Dong-I den Jungen in sein LANU TT Center aufnahm. Hier wurden die größten Talente der Region gefördert, doch Lin Yun-Ju war hier der Jüngste. In dem folgenden Video könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen, was für ein hohes Level der Junge bereits mit seinen 11 Jahren hatte.

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Tomokazu Harimoto und Lin Yun-Ju
Eine lange Rivalität

Ziemlich bald durfte sich das junge Talent dann auch international beweisen. Mit 14 Jahren bestritt er seine ersten Länderspiele. Dennoch sollte es noch sehr lange dauern, bis auch er der allgemeinen Tischtennis-Welt ins Auge fallen sollte. Trotz fehlender Aufmerksamkeit konnte sich das taiwanesische Talent aber schon in jungen Jahren mit den Großmeistern unserer Zeit messen. Im folgenden Video sieht man, dass Harimoto und Lin-Yun-Ju  sich bereits im zarten Kindesalter duellierten:

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Auch wenn diese Partie sehr deutlich an den bereits damals lautstarken, kreischenden Japaner ging, wuchs Lin Yun-Ju an seinen Aufgaben.

Das Jahr 2017.
Mit einem Fuß
in dem Haus der Weltspitze

Vor zwei Jahren begann die Entwicklung dann schneller an Fahrt zu gewinnen. Zwar war der Name wirklich nur in wenigen Kreisen bekannt, doch die Erfolge wurden langsam aber sicher erzielt. Bei den Czech Open im August 2017 zeigte er eindrucksvoll, dass man mit ihm in Zukunft rechnen muss.

Gardos, Apolonia, Källberg

In jenem Turnier schlug er nacheinander mehrere bekannte Weltklassespieler, darunter den Österreicher Robert Gardos, den Portugiesen Tiago Apolonia und den Schweden Anton Källberg, welche allesamt auch ehemalige oder immer noch aktive 1. Bundesligaspieler waren. Seine beeindruckende Siegesserie konnte schließlich erst im Viertelfinale von dem Top-10 Spieler Hugo Calderano unter Mühen beendet werden. Der Brasilianer brauchte ganze 7 Sätze, um den damals noch 15-Jährigen Taiwanesen in die Knie zu zwingen. Insgesamt eine herausragende Leistung für einen so jungen Spieler, welcher sich auch ganz nebenbei ins U21-Finale der Herren spielte, wo er dann jedoch leider knapp dem Franzosen Can Akkuzu im fünften Satz unterlag. Hier stellte sich die Frage:

Wieso zur Hölle

war dann aber nicht schon zu diesem Zeitpunkt der Junge das Thema Nr. 1. in der Welt?! Die Antwort ist simpel, aber gleichzeitig ernüchternd:
Ein anderes Wunderkind stahl ihm die Show.

Im Schatten von Tomokazu Harimoto

Denn Harimoto war nicht nur zwei Jahre jünger, sondern legte auch noch sportlich im gleichen Turnier in dem Lin spielte, eine Schippe drauf. Zusätzlich waren sämtliche Augen bereits auf den Japanern gerichtet, schließlich hatte dieser drei Monate zuvor bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf schon für reichlich Furore gesorgt, in dem er es ins Viertelfinale geschafft hatte und auf dem Weg dorthin den klar favorisierten Jun Mizutani schlug. In Tschechien krönte sich Harimoto dann mit seinem ersten World Tour-Titel, in dem er im Finale Timo Boll 4:2 besiegte. Während das Erreichen des Viertelfinales und das beinahe Schlagen eines Top 10-Spielers für Lin ein großer Erfolg war, vollbrachte Harimoto Historisches. Denn somit war dieser, der jüngste Pro Tour-Sieger in der Geschichte des Sports und Lin Yun-Ju geriet in Vergessenheit.

Die World Championships

Die nächsten Monate wurde es sehr ruhig um den Youngstar. Bei den World Junior Championship 2017 musste der Taiwanese im Einzel leider schon in der ersten Runde aufgeben, ohne einen Satz gespielt zu haben. Durchaus eine bittere Angelegenheit, denn da Harimoto sich entschied, nicht bei dieser Konkurrenz mitzuspielen, hätte es nun die große Chance fürs Scheinwerferlicht werden können. Stattdessen wurden andere Namen groß bei diesem Turnier.

Alter Schwede

Truls Moregard wurde zum Aushängeschild des europäischen Tischtennis, schließlich schaffte er es bis ins Finale, nachdem er hintereinander zwei große, chinesische Talente schlagen konnte. Im Nachhinein interessierte es niemanden mehr, dass jener im Finale 4-1 gegen Xue Fei unterlag, denn Truls stand ab diesen Zeitpunkt für Hoffnung. Die große Hoffnung, dass doch der Rest der Welt mit China mithalten kann. Auch andere Spieler zeigten hier zum ersten Mal ihr großes Potential. Unter ihnen An Jaehyun, der es bis in Viertelfinale schaffte und auch Wang Chuqin, welcher nur vom späteren Sieger und Landsmann Xue Fei im Halbfinale gestoppt werden konnte. Doch die verpasste Chance schien Lin Yun-Ju nicht allzu sehr zu stören, sein Weg zeigte nur in eine Richtung: Unaufhaltsam nach oben.

Ein neues Jahr – eine neue Chance

Bereits im Januar 2018 versetzte er der europäischen Euphorie einen Dämpfer. Bei den Hungarian Open fertigte er Truls Moregard mit 3:0 ab. Fortführend präsentierte sich der Taiwanese in einer Form wie selten zuvor. Bei den Quatar Open im März schlug er erneut mehrere große europäische Spieler aus der deutschen Bundesliga. Darunter waren Namen wie der Schwede Kristian Karlsson und der Kroate Andrej Garcina. Besonders bemerkenswert war in diesem Turnier auch der Sieg gegen den Koreaner Lim Jonghoon, welcher momentan Nummer 23 der Welt ist. Lediglich Timo Boll erwies sich noch als eine Nummer zu groß.

Die China Open
Das erstes Warnsignal für
das Reich der Mitte?

Im Mai folgten schließlich die China Open und auch wenn Lin Yun-Ju weder eine Medaille noch einen Satz gegen den amtierenden Weltmeister Ma Long holte, wurde er gefährlich. Sogar gefährlich genug, dass auch der letzte im Reich der Mitte auf ihn aufmerksam wurde. Denn in diesem Turnier schlug er zum ersten Mal einen Chinesen – und zwar Fang Bo. Zwar blieb es bei diesem Einzelerfolg und bei den folgenden Japan Open musste „The silent assassin“ auch eine herbe Niederlage gegen den ehemaligen Olympiasieger Zhang Jike hinnehmen, aber alles sprach insgesamt für die positive Entwicklung des jungen Spielers.

Die YOUTH Olympic Games

Wir befinden uns im Oktober 2018 bei den olympischen Jugendspielen in Buenos Aires und ich weiß, was ihr denkt. Am Ende so eines Jahres, muss doch endlich die lang ersehnte Erfolgsgeschichte kommen. Jedoch muss ich euch leider enttäuschen, es war noch nicht seine Zeit. Für jeden Anderen mag es wohl ein Riesenerfolg sein, den vierten Platz bei den olympischen Spielen zu holen, doch nicht für Lin. Viel mehr warf der vierte Platz einen großen Schatten auf seinen sportlichen Aufstieg, denn diese Platzierung ohne Medaille musste eine große Demütigung darstellen.

Immer wieder Tomokazu Harimoto

Im Halbfinale wartete wieder sein größter Rivale und Gegenpart Tomokazu Harimoto und anstatt seine wohlverdienten Lorbeeren einzusammeln, scheiterte er leider sehr knapp im siebten Satz. Das Spiel um Platz 3 muss ihm in Angesicht so einer herben Niederlage wie ein schlechter Scherz vorgekommen sein, denn dieses schenkte er etwas unerwartet in einem ebenfalls engen Spiel im siebten Satz an den damaligen Drittligisten Kanak Jha ab. Als schwacher Trost blieb ihm lediglich, dass es Harimoto auch nicht vergönnt war den Titel zu gewinnen. Sondern der Chinese Wang Chuquin siegte, welchen Lin bei den Asian Games zwei Monate zuvor deutlich mit 3:0 geschlagen hatte.

Scherben einsammeln und weiterkämpfen

So oder ähnlich muss sein Motto gelautet haben, denn Lin kämpfte sich von diesen Rückschlägen zurück und entschied sich 2019 zu seinem Jahr zu machen. Bei den Oman Open räumte er richtig ab und gewann alle drei Goldmedaillen in den für ihn verfügbaren Events. Wieder zeigte Lin Yun-Ju, dass die Top-Spieler Europas für ihn kein Problem darstellten und bezwang auch den späteren WM-Zweiten Mattias Falck im Finale mit 4:2. Nun wurde auch für den Rest der Welt ersichtlich, dass Lin tatsächlich ein zukünftiger Weltklassespieler sein könnte.

„Who is that Lin Guy?“

YouTube-Kommentare wie „Who is that Lin guy?!“ häuften sich nun unter den Videos der ITTF und Lin setzte bei den Qatar Open noch einen drauf. Hier gelang ihm ein persönlicher Befreiungsschlag. Denn dort schaffte er es mit Xue Fei den Jugendweltmeister von 2018 zu schlagen und zeigte darüber hinaus eindrucksvoll, dass auch vor ihm die wirkliche Top-Elite der Welt nicht sicher war. Dimitrij Ovtcharov, der in 2017 sein erfolgreichstes Jahr hatte und sogar die Nummer der 1 der Welt war, musste Lin bei den Qatar Open die Hand schütteln und gratulieren. Auch Hong Kong-Rakete und Weltklassespieler Wong Chun Ting fegte Lin von der Platte. Im Viertelfinale konnte er sich schließlich in einem knappen Spiel nicht gegen Lin Gaoyuan durchsetzen. Doch dieses Turnier machte Lust auf mehr.

Japan Open

Zu unser aller Freude tat uns Lin den Gefallen und lieferte die nächste Bomben-Performance im Juni ab. Obwohl Lin schon knapp vor dem Aus stand und sich gerade so in einer denkbar knappen Angelegenheit im siebten Satz mit 11:9 gegen den Koreaner Cho Seungmin behaupten konnte, stand er am Ende im Finale der Japan Open.

Revanche

Auf dem Weg dorthin konnte er sich für vorherige Niederlagen revanchieren, indem er in der Runde der letzten 16 erstmal Lin Gaoyuan 4:2 schlug, um dann im Viertelfinale Hugo Calderano mit einem klaren 4:0 abzufertigen. Dieses Mal liefen die Dinge auch entscheidend anders als bei anderen Turnieren. Denn Lin musste sich diesmal den Ruhm mit keinem anderen Youngstar teilen, da Harimoto bereits in der Runde der letzten 32 mit einem deutlichen 0:4 gegen Sun Wen aus China ausschied. Genau diesen besiegte Lin Yun-Ju relativ klar im Halbfinale und setzt somit ein großes Ausrufezeichen hinter seinen Namen. Im Finale wartete dann Xu Xin auf ihn, der im Finale dann leider doch zu stark war. Trotz der Niederlage, die Lin Yun-Ju erfuhr, sollte ihm spätestens jetzt die volle Aufmerksamkeit der ganzen Tischtennis-Welt zuteil werden. Die Frage ist nur, wie weit kann es noch für ihn gehen?

T2 Malaysia
Einer nach dem anderen

T2 Malaysia 2019. Das Turnier, weshalb plötzlich jeder über diesen Lin Yun Yung Yang oder wie der nochmal heißt, spricht.
Was sollte noch besser sein als mit den Top-Chinesen der Welt mithalten zu können? Richtig, wenn man sie schlägt. In einem Turnier, einen nach dem anderen.
Tatsächlich gelang Lin ein Meisterstück bei dem T2-Turnier in Malaysia. Fast nebensächlich wirkte der bereits beeindruckende 4:0-Auftaktsieg gegen Jun Mizutani, denn im Viertelfinale schlug er keinen Geringeren als einen der besten Tischtennisspieler der Welt, den Weltmeister und Olympiasieger Ma Long. In fast selbstverständlicher Art besiegte er danach Wong Chung Ting, um im Finale den nächsten Top-Chinesen zu eliminieren: Fan Zhendong. Beeindruckend ist hierbei die Art und Weise, wie er es tat. Es ist nicht so, dass die beiden Chinesen ein schlechtes Turnier gehabt hätten. Im Gegenteil, Fan Zhendong hat bis zu diesem Zeitpunkt in dem Turnier keinen einzigen Satz abgegeben. Auch auf seinem Weg waren einige starke Spieler vertreten. Hugo Calderano, Lin Gaoyuan und Xu Xin, welche er alle überzeugend schlug. Fan Zhendong war also in einer guten Verfassung. Doch Lin war besser.

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Best of Lin Yun-Ju T2 Diamond Event Malaysia

Wie hat er das nur geschafft?

Trotz der vielen Niederschläge, die Lin schon hinnehmen musste, ist es umso erstaunlicher, wie schnell und gut sich das Talent entwickelte. Was jedoch macht ihn so gefährlich, dass sogar die besten Spieler der Welt ihm zum Sieg gratulieren mussten?

Rückhand

Auffällig ist vor allem die qualitative Rückhand von Lin Yun-Ju, welche mich sehr an die Qualität von Fan Zhendong erinnert. Meist wird das Spiel mit einem spinnigen Flip eröffnet, um dann mit der Rückhand oder der Vorhand direkt nachzusetzen. Dabei bleibt die Fehlerquote, trotz der hohen Qualität, die gespielt wird, sehr gering, was ihn momentan von einem Fan Zhendong unterscheidet, welcher zwar auch eine bärenstarke Rückhand besitzt, aber gegenwärtig ein bisschen mit der Sicherheit hadert.

Tischtennis im 21. Jahrhundert

Der Trend des modernen Rückhandspiels, welches von einem offensiven Rückschlagspiel über dem Tisch mit Bananen-Flips profitiert, setzt sich also mit Lin fort. Anders jedoch als ein Harimoto oder Fan Zhendong, büßt der Taiwanese derzeit nicht an Kontrolle ein. Das Spiel des Youngstars wirkt wesentlich flüssiger und dynamischer. Mit seinen 18 Jahren spielt er schon so, als ob er den Sport schon Jahrzehnte ausüben würde. Auch durch seine Einstellung zum Spiel, dem Wettkampf und dem Stress ist er seinem eigentlichen Alter weit voraus.

Was für ein Material spielt Lin Yun-Ju eigentlich?

Lin ist bei Butterfly unter Vertrag und spielt das Butterfly-Holz Zhang Jike Super ZLC. Zu seinem weiteren Equipment gehören der Tenergy 05 Hard auf der Vorhand und auf der Rückhand spielt er den Dignics 05.

Stille Wasser sind tief

Gerade in Zeiten von Harimoto wirkt das Zuschauen bei Lins Spielen wie ein Erholungsurlaub für die Ohren. Anstelle von lauten „Tschoo“-Rufen, die so wirken, als hätte man die Weltmeisterschaft gewonnen, obwohl es erst 2:2 im ersten Satz steht, gibt der junge Taiwanese keinen Laut von sich. Es ist bemerkenswert, wie ruhig Lin selbst in kritischen Spielsituationen bleibt. Sicherlich verschafft ihm diese Ruhe am Tisch die nötige Lockerheit, um auch bei den wichtigen Punkten sein volles Potential ausschöpfen zu können. Andererseits wandert man hier von einem Extrem zum nächsten. Was Harimoto definitiv zu viel ausübt, macht Lin meiner Meinung nach zu wenig. Aber: Es scheint für ihn persönlich genau richtig zu sein und es ist sein stilles Geheimnis. Es wirkt nicht lustlos, nicht überdreht, sondern spult stoisch und dynamisch sein Können ab.

In der Ruhe liegt die Kraft

Als Zuschauer betrachtet man nahezu eine perfekte Maschine, die nicht in der Lage ist Emotionen zu zeigen. Selbst beim Sieg des T2 war die Reaktion eher verhalten, obwohl es im Angesicht des 100.000 € Preisgeldes, der Ranglistenpunkte und der vollbrachten spielerischen Leistung durchaus in Ordnung gewesen wäre, ein bisschen mehr Freude zu zeigen. Wo ist die Leidenschaft? Oder muss das gar nicht sein? Lins Spiel erreicht ohne Frage nahezu Perfektion, doch betrachtet man ein Spiel nur der Schönheit wegen? Wird Spannung nicht viel mehr dadurch erzeugt, dass man mit dem Spieler sympathisiert, mitfiebert und an seinem großen Triumph teilhaben will? Mir fehlt bei Lin die Emotion, um mich mit ihm stark zu identifizieren. Aber schreibt doch gerne in die Kommentare, was ihr über diesen Aspekt denkt!

Weltrangliste

Es geht fast unter, aber der junge Mann ist in der Weltrangliste vom September 2019 auf Platz 10. Das ist in dem Alter unglaublich. Auch hier wirft Harimoto mit seiner letzten Weltranglisten-Platzierung 4 einen großen Schatten, aber es scheint so, als ob Lin Yun-Ju einen Durchbruch erlebt und in Zukunft weiter gehörig die Weltspitze aufmischen wird.

Lins Zukunft
Wird er bald die neue Nummer 1?

Die große Frage, welche sich während des Artikels immer wieder aufdrängt lautet: Wie weit kann es für Lin Yun-Ju noch gehen? Momentan sieht es aus, als wären der Entwicklung dieses Jungen keine Grenzen gesetzt. Mittlerweile ist er sogar in den Fokus der ITTF gerückt, die sich genau die gleiche Frage gestellt haben:

„Is Lin Yun-Ju the real deal?“

Jedoch blieb die ITTF mit ihrem Fazit noch relativ offen, eine genauere Positionierung im Angesicht der Ergebnisse hätte ich mir schon gewünscht. Klar, niemand kann voraussagen, wie genau die Zukunft für den Jungen aussehen wird, aber ich kann mir definitiv vorstellen, dass er zu einem konstanten Top 10- Spieler heranwachsen kann. Je nachdem, wie die nächsten Turniere verlaufen, könnte er bereits am Ende dieses Jahres den Sprung in die absolute Spitze schaffen.

Konstanz in der neuen Weltrangliste?
Schwierig!

Dennoch ist der Schritt zur neuen Nummer 1 eine ganz andere Frage. Durchaus ist denkbar, dass er irgendwann in seiner Karriere ganz oben im Ranking stehen wird, doch diesen Platz zu halten, ist dann tatsächlich die wahre Schwierigkeit. Wie schnell Aufstieg und Abstieg im neuen Ranking ablaufen kann, hat man auch an Dima gesehen, der 2017 ein wirklich grandioses Jahr hatte und mit dem Rangplatz 1 belohnt wurde. Konstanz ist also das goldene Stichwort und die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht…

Die neue Generation.
Truls Moregard, Tomokazu Harimoto, Lin-Yun- Ju
oder doch Wang Chuqin?

Betrachtet man die Tischtennisszene gibt es einige Talente, die den Weg nach oben suchen. Der Schwede Moregard ist meiner Meinung nach noch der Schwächste unter den vier Namen, obwohl auch er in einigen Kreisen als der neue Waldner gehandelt wird. In Europa ist er definitiv das Talent, welches am stärksten die internationale Szene beeinflusst. Gerade bei den Europameisterschaften im Juli konnte der 17-Jährige den Titel des Europameisters im Jungen-Einzel erlangen. Wie weit sich der Schwede noch entwickeln kann, bleibt abzuwarten. Immerhin konnte aber auch er einige Siegen gegen gestandene Tischtennisprofis vorweisen.

Und die Asiaten?

Die Frage dreht sich eher mehr um das Dreiergespann aus dem Japaner Harimoto, Lin Yun-Ju und dem Chinesen Wang Chuqin. Gerade Letztgenannter konnte dieses Jahr auch mit beeindruckenden Resultaten überzeugen. Sein World-Ranking spiegelt diese enorme Leistung wider: Er kletterte von Platz 71 auf Platz 26 und stellte damit die größte Differenz in der gesamten Liste dar. Besonders im direkten Vergleich mit anderen Spielern der neuen Generation glänzt der Chinese.

Was ist los mit Harimoto?

Während es bei den Korea Open im Viertelfinale noch eine eher spannende, knappe Begegnung zwischen ihm und Harimoto mit 4:2 darstellte, dominierte Wang die folgende Begegnung mit 4:0. Nicht nur ist es beeindruckend, wie wenig Probleme der Chinese anscheinend mit dem Spiel von Harimoto hatte, sondern man fragt sich als Zuschauer, was momentan mit dem jungen Japaner los ist. Obwohl Harimoto als das Talent galt, erlebt der 16-Jährige eine Durststrecke. In 2019 konnte der Wunderjunge bisher keine Turniersiege vorweisen, sondern musste sich mit reihenweise vierten Plätzen begnügen. Die Erkenntnis, dass Harimoto momentan Wang Chuqin und Lin Yun-Ju hinterherhinkt, wird durch den Sieg von Lin gegen ihn im Juni in der „T. Liga“ bestätigt.

Hunger auf mehr

Es bleibt spannend, welche Erfolge der Taiwanese in Zukunft noch erlangen kann. Hier auf der Seite des Xolay halten wir euch auf dem Laufenden über Lin, Harimoto und die ganzen anderen jungen Superstars.
Was kann der 18-Jährige Lin Yun-Ju noch alles erreichen?
Ich bin der Meinung: Haltet die Augen auf – Für die womöglich neue Nummer 1 der Tischtenniswelt!

Cedric Thornton